Am 29. Februar ist der Equal Care Day. Also, gestern. Ach so, nein. Gestern war ja der 28. Februar. Heute ist der 1. März. Blöd, wird dann wohl (wieder) nix dieses Jahr. Vertagen wir das Thema halt auf 2024…

So einfach ist es allerdings nicht, denn dieser Aktionstag bringt ein großes Thema ans Licht, das unbedingt gesehen und gehört werden muss.

Was ist der Equal Care Day? Hier die offizielle Erklärung der Initiatoren:

Der Equal Care Day ist eine Initative, die Menschen, Institutionen und Verbände international dazu aufruft, einen Aktionstag zu organisieren und zu feiern, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam macht. Er soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass Care-Arbeit und Pflege, Care-Arbeiter*innen und Sich Kümmernde in unserer Gesellschaft allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden.

(Quelle: https://equalcareday.de/die-idee/)

 

Sich Kümmernde, darunter fallen auch wir Eltern, also Du als Vater und Du als Mutter. Und es braucht von uns allen nicht allzuviel Phantasie, um zu erkennen, dass hier von einer Gleichheit oder einem Gleichgewicht kaum die Rede sein kann. Zugegeben, es ist schwer, denn welchen Maßstab setzen wir an: einen monetären wie z.B. Leistung gegen Geld? Ist viel Geld dann automatisch gleichbedeutend mit viel Wertschätzung? Und fühle ich mich als Mutter oder Vater ausreichend wertgeschätzt, wenn ich für die Zeit, die ich in dieser Rolle verbringe, Geld bekomme?

Es gibt eine (oder vermutlich sogar mehrere) ganz nette Infografik, die veranschaulichen soll, was es kosten würde, eine Mutter/Hausfrau mit all ihren Aufgaben entsprechend zu entlohnen. Das ist im ersten Moment sehr aufschlussreich und es regt zum Denken an, aber reicht das? Ich denke, wir müssen da noch genauer und vor allem differenzierter hinschauen. Ich wünsche mir zusätzliche Maßstäbe, die wir anlegen können, um die Aufgaben, die mit unserer Elternrolle verbunden sind, entsprechend zu würdigen, wertzuschätzen, ja zu honorieren.

Wie kann das konkret aussehen? Ein paar Impulse:

  • Elternzeit wird nicht als Urlaubszeit gesehen, egal wie lange sie individuell dauern mag.
    Es soll zwar auch da Erholungsphasen geben, aber wer bei sichtbar länger werdenden Augenringen die Assoziation „Erholung“ hinkriegt, sollte vielleicht Fantasyromanautor werden.
  • Wer sich zuhause um Kinder, Familienbelange und Haushalt kümmert, arbeitet – auch an sich selbst.
    Es braucht Organisationstalent, Kreativität, ein hohes Maß an Empathie, Leidensfähigkeit, Geduld, Toleranz, Offenheit und vieles mehr, um all diese Aufgaben tun zu können. Einiges davon bringen wir mit, manches lernen wir komplett neu dazu. Wir wachsen an den täglichen Herausforderungen und entwickeln uns weiter.
  • Es gibt nicht den einen richtigen Weg oder das eine richtige Modell für alle.
    Jede Familie ist einzigartig, sowohl in ihrer Konstellation als auch bezogen auf die individuellen Geschichten der einzelnen Familienmitglieder. Es kann gar nicht funktionieren, ein Modell für alle zu finden. Vielmehr braucht es Raum für Vielfalt, die Freude am Ausprobieren sowie die Lust am schönen Scheitern.

Care-Arbeit in der Familie ist eine tragende Säule in unserer Gesellschaft. Ohne diese Fürsorge wären wir alle nicht hier, wobei sich die Fürsorge sowohl an die Eltern als auch an die Kinder richtet:

  1. Die Kinder sollen in einer Umgebung groß werden dürfen, in der sie wachsen und sich entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen entwickeln können.
  2. Die Eltern bekommen die Chance, in ihre Rolle hinein- und mit ihr weiterzuwachsen, ohne den großen Anteil in ihnen, den es vorher schon gab, für Jahre oder Jahrzehnte in die Ecke zu stellen oder vielleicht sogar ganz zu begraben.

Beides braucht Zeit, liebevolle Zuwendung und echte Beziehung auf Augenhöhe. Zwischen Groß und Groß sowie Groß und Klein (ja, auch Augenhöhe mit Kindern geht). All das kostet Kraft und Energie und ist an manchen Tagen nicht mal halb so schön, wie es der ein oder andere durchgestylte Instagram-Post vermuten lässt. ;) Wenn wir uns das bewusst machen können, ist der erste Schritt zur (gegenseitigen) Wertschätzung getan.

Und zu guter Letzt ist es an jedem von uns selbst – also an Dir als Vater oder mir als Mutter – die Frage nach der Wertschätzung für sich stimmig zu beantworten. Oder noch besser: Ihr beantwortet sie im gegenseitigen Austausch und schaut, zu welchen Erkenntnissen Euch die Antworten führen.

Folgende Fragen können Euch unterstützen:

  • Wenn ich ein Buch über mein Leben schreiben würde, was möchte ich im Kapitel „Ich als Mutter/Vater“ unbedingt niederschreiben?
  • Was macht mich zu einer guten Mutter/einem guten Vater? Gut nicht im Sinne von perfekt, sondern von gut genug.
  • Wie kann ich meiner Partnerin/meinem Partner zeigen, dass ich den Beitrag, den sie/er tagtäglich für unsere Familie leistet, schätze?
  • Was finde ich an anderen Müttern/Vätern in meinem Umfeld toll und wann wäre eine gute Gelegenheit ihr/ihm das zu sagen?
  • Was wünsche ich mir für meine Kinder, wenn sie selbst eines Tages Mutter oder Vater werden?

Ich hoffe, Ihr findet ein paar ganz konkrete Impulse für Euch als Eltern und als Partner, so dass die Antwort auf die Frage Who cares? im Bild lautet: wir alle – für uns selbst und für einander.

Bleibt rosa. 
Eure Ramona