Glaubenssätze hat jede:r von uns schon mal gehört. Hier ein paar Klassiker:

  • „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
  • „Ohne Fleiß kein Preis.“
  • „Ich bin nicht gut in Mathe/Fremdsprachen/XY.“

Jede: r von uns kennt solche oder ähnliche Sätze. Hierbei handelt es sich, wie gesagt, um Klassiker der Glaubenssätze. Ich lief jahrelang mit der Überzeugung durch die Gegend „Ich bin nicht kreativ.“. Schließlich war es damals als Projektleiterin meine Aufgabe Angebote zu schreiben, Teams zu koordinieren und Zeitpläne zu erstellen. Kreativ, das waren die Anderen – die Konzepter, die Mediendesigner, ja auch die Entwickler.

Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was genau dazu geführt hat, dass es mir wie Schuppen von den Augen fiel: Ein Angebot ist durchaus das Produkt einer kreativen Leistung, nur eben auf einer anderen Ebene. 😉

Als Eltern kommen wir im Familienalltag immer wieder an einen Punkt, an dem wir nicht weiterkommen. Wir wissen aber nicht, woran es liegt. Dann KANN ein blockierender Glaubenssatz dahinter stecken.

Hier ein kurzer Überblick, was Dich in diesem Beitrag erwartet:

💗 Teil 1 | Glaubenssätze – was ist das eigentlich?

💗 Teil 2 | Blockierende Glaubenssätze

💗 Teil 3 | Hilfreiche Glaubenssätze

Lasst uns gemeinsam auf eine kleine Erkundungstour gehen und anhand von Beispielen erleben, welche Wirkung Glaubenssätze haben und wie wir mit ihnen umgehen können.

 

Ist das ein Glaubenssatz oder kann das weg?

Die Frage gibt schon einen ersten Hinweis darauf, was wir mit Glaubenssätzen NICHT machen: sie komplett abschaffen. 

Das hat zwei Gründe: 

  1. Glaubenssätze sind erst einmal weder positiv noch negativ. Wie wir sie im Einzelfall bewerten, hängt stark von uns selbst und von dem jeweiligen Kontext ab.
  2. Glaubenssätze tun etwas für uns und mögen es überhaupt nicht, wenn man sie nicht entsprechend würdigt. Sichtbar wird das z.B. durch enormen Widerstand des Coachees.

Und damit kommen wir schon zu der Frage, was Glaubenssätze sind oder welche Eigenschaften sie haben:

  • Glaubenssätze sind Verallgemeinerungen („Das tut man nicht!“).
  • Glaubenssätze können sich gut verstecken und sind uns deshalb oft nicht bewusst.
  • Ein und derselbe Glaubenssatz kann sowohl einschränkend als auch hilfreich sein, abhängig vom jeweiligen Kontext.
  • Glaubenssätze führen dazu, dass wir nur bestimmte Teile der Wirklichkeit bewusst wahrnehmen.
  • Und wir verhalten uns so, dass der Glaubenssatz bestätigt wird (Selbsterfüllende Prophezeiung) – ohne es zu merken. 😉

Interessant an Glaubenssätzen ist auch ihre Entstehung. Sie können entweder bereits aus der eigenen Kindheit kommen („Jungs weinen nicht!“) oder durch ein Erlebnis hervorgerufen werden. Für die Arbeit im Coaching ist dieser Punkt hilfreich, weil es auch Glaubenssätze gibt, die wir mitbekommen haben, aber die gar nicht unsere eigenen sind. In diesem Fall kann der Glaubenssatz auch wieder da hingebracht werden, wo er ursprünglich her kommt. Oder wir finden gemeinsam einen, der einfach besser passt.

 

„Ich kann das nicht.“ – Blockierende Glaubenssätze

Gerätst Du im Alltag immer wieder in ähnlichen Situationen an einen Punkt, an dem Du nicht weiterkommst?

Fühlt sich das an, wie eine Wand, gegen die Du läufst?

Oder hast Du das Gefühl, nicht aus Deiner Haut zu können?

Dann ist es möglich, dass sich hier ein Glaubenssatz versteckt, der Dich enorm einschränkt. Und leider verstecken die sich manchmal ziemlich gut, z.B. hinter starken Gefühlen wie Wut oder Traurigkeit (Fühl doch mal! – Gefühle verstehen und begleiten). 

 

Ein Beispiel: Das Kind wirft gerne Gegenstände durch die Gegend und wir haben schon mehrmals darauf hingewiesen, dass es das nicht tun soll. Ohne Erfolg. Wir reagieren wütend, weil es nicht auf uns hört. Das ist das, was wir wahrnehmen. Dabei zeigt die Wut vielleicht, dass wir uns nicht gesehen fühlen – mal wieder. Die Wut entsteht nicht erst durch das Verhalten unseres Kindes. Sie war vorher schon da.

Folgender Glaubenssatz kann dahinter stecken: „Es ist egal, was ich sage, es interessiert doch sowieso niemanden.“

Wechseln wir mal die Perspektive und begeben uns in die Rolle des Kindes, das mit Gegenständen um sich wirft. Worum geht es ihm? Sicher nicht darum, etwas zu zerstören oder uns einen Streich zu spielen. Es geht um Selbstwirksamkeit, darum zu erleben und zu lernen, was man mit dem eigenen Körper alles tun kann, und darüber ein Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Wenn wir darauf immer wieder mit Wut, Schimpfen und Drohen reagieren, lernt unser Kind mit der Zeit vielleicht Folgendes: „Ich kann in meine Fähigkeiten nicht vertrauen. Was ich kann/nicht kann, entscheiden andere.“

 

Hierzu noch ein wichtiger Hinweis: Kinder entwickeln solche Glaubenssätze nicht, weil wir mal wütend sind oder eine bestimmte Situation immer wieder in die gleiche schiefe Richtung läuft. Es geht darum, wie wir grundsätzlich auf unsere Kinder zugehen und mit ihnen im Alltag umgehen. Das Beispiel dient der Veranschaulichung.

 

Im Folgenden ein paar Beispiele für blockierende Glaubenssätze

  • bei Eltern/Erwachsenen:
    • „Es ist nicht ok, wütend/traurig/ängstlich zu sein.“
    • „Eine gute Mutter kümmert sich vorrangig um ihre Familie.“
    • „Kein Wunder, ich war auch immer schlecht in Mathe.“
    • „Ich bin unwichtig.“
    • „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
    • „Ich muss es perfekt machen.“
  • bei Kindern:
    • „Ich bin ungeschickt.“
    • „Mit mir will eh keiner spielen.“
    • „Ich traue mich nicht.“
    • „So, wie ich bin, bin ich nicht richtig.“
    • „Ich muss lieb/brav sein.“
    • „Es ist nicht ok, wütend/traurig/ängstlich zu sein.“


„Ich bin.“ – Hilfreiche Glaubenssätze

Wenn ich mich jetzt hinstelle und sage „Ich bin“, würde vermutliche jede:r aus dem ersten Impuls heraus fragen „Ja, was denn? Kommt da noch was?“. Wir haben es vollkommen verlernt – oder alternativ nie GElernt – dass wir einfach erst einmal sind und es keine weiteren Eigenschaften, Zuschreibungen, Bewertungen braucht. Und nein, das wird jetzt kein hochphilosophischer Text über unser Sein, das geht auch ganz pragmatisch und für jede:n greifbar.

 

Lust auf eine kleine Übung?

 

💫 Stell Dich doch einfach mal vor den Spiegel, schau Dich an und sag laut „Ich BIN.“. Punkt.

  • Wie schwer fällt es Dir, diesen Punkt auszuhalten?
  • Rattert Dein Hirn gleich los und möchte ergänzen?
  • Fühlst Du Dich ein bisschen komisch dabei?
  • Ich vermute, Du hast vorher darauf geachtet, dass Dir niemand zusieht. Keine Sorge, ging mir anfangs genauso. Mittlerweile finde ich persönlich, dass das einer der stärksten Sätze überhaupt ist.

Auch bezogen auf Kinder gibt es einen ähnlichen Satz, den ich wundervoll und wichtig zugleich finde:
„Kinder werden nicht, Kinder sind schon.“ 

Solche Sätze lassen Raum für uns als Individuen, sie stärken uns und geben uns Kraft. Sie bewerten uns nicht und wir finden uns auch nicht in einer Schublade wieder, in die wir nicht gehören.

Wichtig: es geht hier nicht darum, sich irgendwas einzureden, was man nicht spürt. Ganz essentiell sind auch hier die Gefühle, die in uns ausgelöst werden. Gleichzeitig muss man so einen Satz auch einfach mal ausprobieren und schauen, ob und welche Wirkung er entfaltet.

Die Arbeit an Glaubenssätzen ist einer der spannendsten Teile in meiner Coaching-Praxis. Manchmal hört man förmlich, wie ein Knoten platzt und sich Erleichterung breit macht. Oder wie Menschen durch einen positiven Satz, den sie selbst für sich gefunden haben, gestärkt weiterziehen. So ein Satz löst nicht alle Probleme, aber er kann viel Zuversicht geben in die eigenen Fähigkeiten.

Im Folgenden ein paar Beispiele für hilfreiche Glaubenssätze

  • bei Eltern/Erwachsenen:
    • „Es IST ok, wütend/traurig/ängstlich zu sein.“
    • „Ich bin (gut) genug.“
    • „Ich bin es wert, für mich zu sorgen.“
    • „Es steht mir zu.“
    • „Ich bin wichtig.“
    • „Ich BIN.“
  • bei Kindern:
    • „Es IST ok, wütend/traurig/ängstlich zu sein.“
    • „Ich bin einzigartig.“
    • „Ich kann das lernen.“
    • „Ich bin wichtig.“
    • „Ich mache meinen Weg.“
    • „Ich BIN.“

 

Da ich mich immer über Impulse und Austausch freue, würde mich interessieren, welche Erfahrungen Du bisher zu dem Thema gemacht hast. Wie gehst Du damit um?

Ich freue mich über einen Kommentar oder eine Nachricht von Dir.

Bleibt rosa.
Eure Ramona