Am Sonntag ist Muttertag und ich merke zusehends, dass ich mit diesem Tag so meine Schwierigkeiten habe. Früher, als Kind, fand ich den Tag immer ganz besonders, konnte ich meiner Mama doch zeigen, wie lieb ich sie habe und wie sehr ich schätze, was sie das ganze Jahr über für uns tut. (Kleiner Hinweis an dieser Stelle: ich hatte keine Ahnung. :)) Und sie hat sich sehr gefreut über Blumen, kleine Geschenke, die Aufmerksamkeit, die ihr an diesem Tag zuteil wurde.

Heute bin ich selbst Mama und hadere damit, was ich mit diesem Tag anfangen soll. Und zwar nicht nur für mich persönlich, sondern stellvertretend für alle, denen es so geht. Deshalb hab ich mich mal auf die Suche gemacht und geschaut, wo er denn her kommt, dieser Muttertag. Es gibt dazu ein paar Theorien. Die, die man am häufigsten findet, ist die Geschichte von Anna Maria Jarvis, einer amerikanischen Frauenrechtlerin. Sie forderte 1905 einen Festtag für alle Mütter ein, um einerseits ihre eigene Mutter zu ehren, die verstorben war, und andererseits auf die Probleme von Frauen aufmerksam zu machen.

Mit diesem Tag wollte sie helfen, die Rechte der Frauen durchzusetzen, z.B. das Frauenwahlrecht.

Allerdings entwickelte sich das Ganze anders als Anna Maria Jarvis sich das vorgestellt hatte. Zwar hatten ihre Bemühungen um den Muttertag insofern Erfolg, als der Muttertag 1914 national anerkannt wurde. Es fand jedoch zunehmend eine Kommerzialisierung dieses Tages statt. Mit Blumen, Pralinen und so weiter – wir kennen das. Dagegen hat sich Anna Maria Jarvis bis zuletzt gewehrt, ja sogar vor Gericht geklagt und damit ihr ganzes Vermögen verloren. Blumen und Grußkarten waren ihrer Meinung nach eine schlechte Entschuldigung für den Brief, für den man zu faul war ihn zu schreiben.

Und ich möchte das gerne noch ergänzen: Blumen, Grußkarten und selbst der schönste Brief sind irgendwie verrückt, wenn sie als einmaliger Akt der Wertschätzung an nur einem einzigen Tag im Jahr stattfinden. Wir sind das ganze Jahr über Mütter, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, und das für den Rest unseres Lebens. Mal sind wir darin verdammt gut, mal scheitern wir an einem Tag gefühlt 25 mal – meist an unseren eigenen Ansprüchen und Erwartungen. Wenn dieses Muttersein mit all seinen Herrlichkeiten, Irrungen und Herausforderungen im Alltag mehr gesehen wird – unter anderem auch von uns selbst – wer weiß, ob wir dann diesen Muttertag noch brauchen. Dann tappen wir Mütter eventuell nicht in die fiese Erwartungsfalle und schauen wie ein Auto, weil niemand mit Blümchen da steht. Es gibt dann nämlich keinen Grund mehr, alle Erwartungen auf eine einzelne Karte zu setzen, in dem Fall den Muttertag.

Wir wissen und spüren dann JEDEN Tag,

  • was wir leisten,
  • was wir unserer Familie geben,
  • aber genauso, wo unsere Grenzen sind und
  • was wir brauchen, um ein erfülltes Leben zu haben.

♥ Ein Leben, in dem wir so viel mehr sind als nur Mutter. ♥

Als mögliche Folge ließe sich der Muttertag wieder mehr im Sinne von Anna Maria Jarvis nutzen, indem wir uns ALLE für mehr Rechte für Frauen einsetzen. Es gibt so vieles, was noch im Ungleichgewicht ist, so viele Dinge, die wir ohne Hinterfragen aus einer Zeit übernommen haben, in der die wenigsten von uns noch leben wollen. Und doch tun wir es ganz automatisch.

Ich wünsche jeder einzelnen Mutter am Wochenende den Muttertag, den sie sich wünscht, in der Hoffnung, dass es nicht bei diesem einen besonderen Tag bleibt, sondern dass Wertschätzung und Anerkennung alltäglich stattfinden.

Bleibt rosa. 
Eure Ramona