Du hast sicher schon mal davon gehört, dass Übergänge im Leben mit Kindern eine Rolle spielen. Hier mal ein paar konkrete Beispiele für Übergänge:

  • Dein Kind spielt und wird plötzlich wütend, wenn Du sagst, dass es Zeit ist ins Bett zu gehen.
  • Ihr müsst morgens pünktlich los, Dein Kind weigert sich, sich anzuziehen.
  • Im Kindergarten fällt Deinem Kind die Trennung total schwer.
  • Ihr habt ausgemacht, dass nach 2 Folgen der Fernseher ausgemacht wird, und trotzdem wird Dein Kind sauer, sobald der Fernseher aus ist.

Du kennst vermutlich die eine oder andere Situation sehr gut. Es fühlt sich ein bisschen an als würden wir gegen eine Wand laufen, jeden Tag aufs Neue. Wir reden und erklären die Welt, wir begleiten die Gefühle, die in unseren Kindern toben, und doch geht diese Wand nicht weg. Nichts ändert sich. Oder?

Hier ein kurzer Überblick, was Dich in diesem Beitrag erwartet:

💗 Teil 1 – „Wir müssen los! Zieh Dich jetzt endlich mal an!“

💗 Teil 2 – Was passiert da eigentlich genau?

💗 Teil 3 – 3 Impulse, wie Du Übergänge begleiten kannst

Wir schauen uns gemeinsam an, was es mit diesen Übergängen auf sich hat. Ihr bekommt einen Einblick, welche Arten von Übergängen es überhaupt neben den „Klassikern des Familienalltags“ gibt und was sie zu einer solchen Herausforderung für uns macht. Ich versichere Euch, das ist ein hochspannendes Thema, denn wir finden da auch ein paar Glaubenssätze und Bedürfnisse am Wegesrand. Und die haben was zu erzählen.

 

„Wir müssen los! Zieh Dich jetzt endlich an!“

Situation 1: Es ist morgens, bis eben lief eigentlich alles gut: alle haben gefrühstückt und Zähne geputzt, es war sogar noch Zeit für ein bisschen spielen. Jetzt nur noch anziehen und dann geht’s schon vor die Tür. 

Situation 2: Es ist abends, alle sind müde von einem langen, ereignisreichen Tag. Eben gab es noch Abendessen. Während ich den Tisch abräume und mein Mann die Kinderzimmer fürs Schlafen vorbereitet, machen die Kinder ein Reitturnier im Flur. Jetzt nur noch Zähne putzen und Schlafanzug anziehen, dann geht es ab ins Bett.

Situation 3: Es ist Wochenende, die große Schwester darf eine Nacht bei der Oma schlafen. Hat sie schon oft gemacht. Alle Beteiligten freuen sich, weil davon irgendwie jeder was hat. Jetzt nur noch ein letzter Abschiedskuss und eine Umarmung, dann fahren wir Eltern mit dem kleinen Bruder wieder zurück nach Hause.

Drei verschiedene Situationen aus dem Familienalltag, die die meisten von uns kennen und die alle etwas gemeinsam haben. Am Ende steht immer ein ganz großes DENKSTE.

Natürlich gibt es viele Tage, an denen es genau so läuft – wie am Schnürchen quasi. Umso irritierter und hilfloser sind wir, wenn plötzlich streikähnliche Zustände herrschen.

  • Das Anziehen? Wird verweigert.
  • Das Zähneputzen? Ist keine Option.
  • Der Abschied? Wird zum Drama mit vielen Tränen.

Und wir fragen uns: wieso funktioniert das nicht, v.a. wo doch bis dahin alles scheinbar gut lief? Als nächstes wird es nicht nur bei unserem Kind, sondern auch bei uns emotional. Wir werden wütend, vielleicht auch laut, im Kopf dröhnt der Satz „Das muss jetzt aber!“ und irgendwo hören wir noch das Stimmchen von Tante Else, die letztens meinte „Der tanzt dir ganz schön auf der Nase rum“.

Nein, nicht mit uns. Jetzt braucht es Konsequenzen. Aber welche? Seien wir mal ehrlich, mit Druck wird’s meistens ziemlich unschön, oder? Treten wir doch einfach mal einen Schritt zurück.

 

Was passiert da eigentlich genau?

Übergänge im Familienalltag sind oft nicht positiv behaftet, sondern eher mit Stress verbunden – bei uns Erwachsenen wie bei unseren Kindern.

Wir Erwachsene haben im Kopf, was als nächstes und übernächstes kommt, wir wissen, was dafür nötig ist, kennen die Abläufe. Tröllonenmal gemacht, hat sich bewährt, wird nicht hinterfragt. Vor allem im Alltag, wenn es um ganz banale Handlungen geht wie morgens aus der Tür rausgehen. Das führt dazu, dass wir uns dessen gar nicht mehr richtig bewusst sind und in der Folge irritiert, wenn gewohnte Abläufe mit Kindern plötzlich ins Stocken geraten.

💫 Um also ein Bewusstsein dafür entwickeln zu können, ist es hilfreich, sich in die Situation unseres Kindes zu versetzen. Nehmen wir ein Beispiel: Das Kind sitzt auf dem Boden und spielt, gleich soll es ins Bett gehen. 

In unserem Kopf sieht es ungefähr so aus: „Ich lass es jetzt noch 5 Minuten spielen, dann putzen wir die Zähne, ziehen den Schlafanzug an, noch eine kurze Gute-Nacht-Geschichte, dann Licht aus und schlafen.“

Im Kopf unseres Kindes sieht es ungefähr so aus: „Ich baue diesen Turm jetzt noch höher als den vorherigen.“

Heißt: wir kennen alle Schritte, wir schauen nach vorne. Unser Kind schaut JETZT auf diesen Moment. Und Übergänge beenden diesen Moment, manchmal aus Sicht unseres Kindes ziemlich abrupt.

 

Deshalb möchte ich Euch auf folgende 3 Elemente von Übergängen aufmerksam machen:

  • Bei Übergängen findet eine Veränderung für unsere Kinder statt.
  • Das Kind muss sich daran anpassen.
  • Diese Erfahrung wirkt sich positiv oder negativ auf die Entwicklung des Kindes aus.

Somit wird auch schnell klar, warum es so wichtig ist, Übergänge und die damit ausgelösten Gefühle bei unseren Kindern zu begleiten: sie erfahren, dass ihre Gefühle gesehen und gehört werden (lies dazu auch gerne hier: Fühl´ doch mal! – Gefühle verstehen und begleiten). Und sind dann auch wieder bereit, sich auf den nächsten Schritt einzulassen. Oder es gemeinsam beim nächsten Mal anders zu machen.

 

3 Impulse, wie Du Übergänge begleiten kannst

Eins vorweg: es gibt keine pauschale Methode, die Du anwenden kannst, und ab da sind Übergänge kein Problem mehr. Sowohl unsere Kinder als auch wir sind Menschen – wir funktionieren nicht, auch wenn uns das an vielen Stellen immer wieder suggeriert wird. 

Vieles kommt auf den jeweiligen Kontext an, darauf, wie die Grundstimmung gerade ist oder welche Beziehung die einzelnen Menschen zueinander haben. Was war unmittelbar vorher? Was folgt danach? Deshalb greifen alle pauschalen Tipps, die man so findet, immer ins Leere.

Ich bleibe auch hier dabei, Euch Impulse zu geben, damit Ihr auf EURE INDIVIDUELLE SITUATION schauen könnt. Und am besten nutzen wir dafür ein sehr greifbares und bekanntes Beispiel: Ihr müsst morgens los, Euer Kind verweigert das Anziehen. Folgendes kann Euch helfen, wenn sich ein Übergang schwierig gestaltet.

 

💫 IMUPLS 1 – In der Situation ankommen

Auch wenn Du gedanklich schon bei dem wichtigen Meeting bist, das heute ansteht – jetzt bist Du hier. Hier kann es helfen, ein paar bewusste Atemzüge zu nehmen oder sich mit einem (inneren) Satz in der Situation zu verankern.

💫 IMPULS 2 – Das Unausgesprochene hören

Es schwirren grad viele Stimmen durch den Raum, nicht nur das, was laut von Dir und Deinem Kind gesagt wird. Versuche mal, auch das Unausgesprochene zu hören:

  • Bei Dir
    • „Eigentlich muss ich für das Meeting später noch was vorbereiten!“
    • „Wenn es wieder so spät wird, gibt es Ärger im Kindergarten!“ 
    • „Ich bin einfach müde nach dieser anstrengenden Nacht!“
    • „Wieso klappt das bei anderen, bei uns aber nie!“
  • Bei Deinem Kind
    • „Ich will das Puzzle fertig machen!“ 
    • „Ich hab Angst, dass ich dazu später nicht komme, weil Mama es dann schon weggeräumt hat!“ 
    • „Hoffentlich ärgert mich das Mädchen aus der anderen Gruppe heute nicht wieder!“ 
    • „Der Schlafanzug ist so warm und kuschlig, ich mag ihn gar nicht ausziehen. Das ist immer so kalt!“

 

💫 IMPULS 3 – Die Bedürfnisse erkennen

Hinter Deinen Gefühlen und den Gefühlen Deines Kindes stecken Bedürfnisse. Es geht nicht darum, sich für das eine und gegen das andere zu entscheiden. Ein wichtiger Schritt ist, die Bedürfnisse zu erkennen und anzunehmen. Selbst dann, wenn man sie nicht sofort erfüllen kann.

 

Vielleicht magst Du das beim nächsten Mal einfach ausprobieren. Überlege Dir doch gleich mal einen Satz, mit dem Du Dich in die Situation begeben kannst. Mir hilft der Satz: „Ich bin jetzt hier!“

 

Da ich mich immer über Impulse und Austausch freue, würde mich interessieren, welche Erfahrungen Du bisher zu dem Thema gemacht hast. Wie gehst Du damit um?

Ich freue mich über einen Kommentar oder eine Nachricht von Dir.

Bleibt rosa.
Eure Ramona