Es gibt so Tage, an denen möchte ich mir bereits um 8:23 Uhr die Augenlider nach oben tackern. Ich bin müde, so unglaublich müde. Die gefühlten 1,5 Liter Kaffee, die ich bis dahin in mich reingepumpt habe, sie sind verpufft. Oder die Kinder haben sie heimlich geleert, denn ihr Energielevel verhält sich indirekt proportional zu meinem. Ich ahne es bereits: das wird einer dieser Tage werden, an denen Überleben die einzige Aufgabe auf meiner Todo-Liste ist…

„Geh´ doch mal früher ins Bett!“ oder „Mach´ mal ein bisschen was für dich! Dann kommst du schon wieder zu Kräften.“ sind so Ratschläge, die man dann oft zu hören kriegt. Verpackt unter dem Oberbegriff SELBSTFÜRSORGE, den ich selber gerne verwende, und der als Hashtag auch diesen Beitrag schmückt.

Das ist allerdings nur ein Teil der ganzen Geschichte. Mit „bisschen mehr Schlaf“ ist es schon längst nicht mehr getan, denn wir reden hier von mehr als der rein körperlichen Müdigkeit.

Hier ein kurzer Überblick, was Dich in diesem Beitrag erwartet:

💗 Teil 1 – Wenn Schlaf allein nicht mehr ausreicht

💗 Teil 2 – Was macht uns eigentlich so verdammt müde?

💗 Teil 3 – 3 Impulse, wie Du da wieder rauskommst

 

Wenn Schlaf allein nicht mehr ausreicht

▪️WIR SIND MÜDE.▪️

Es ist mehr als einfach nur MÜDE. Wir sind auch…

…schlapp
…überreizt
…erschöpft
…kraftlos
…leer
…geschwächt
…langsam
…verletzlich

▪️WIR SIND MÜDE.▪️

Es ist nicht damit getan, dass wir an drei Abenden hintereinander vor 23 Uhr ins Bett gehen. Wie sehr haben wir für sie gekämpft, die Abendstunden, wenn Ruhe einkehrt, wir Zeit für uns und unseren Partner haben. Wie sehr kämpfen wir vielleicht noch immer darum, weil die Kinder noch so klein sind, dass an ruhige Abende überhaupt nicht zu denken ist.

▪️WIR SIND MÜDE.▪️

Es betrifft nicht nur den Körper. Auch unser Geist und – wer soweit gehen mag – unsere Seele ist erschöpft. Viele Rollen, viele Todos, viele Emotionen, viel Wollen und manchmal nicht Können oder Sollen. Erwartungen, wohin das Auge blickt. Mental Load ist längst kein Modewort mehr, sondern ein wichtiger Begriff, der in Worte packt, was uns Eltern so schafft.

▪️WIR SIND MÜDE.▪️

Es liegt nicht allein in unserer Hand. Mit Selbstfürsorge-Tipps und schönen Checklisten fürs Bullet Journal kommen wir nicht mehr weiter. Selbstwirksamkeit, Eigeninitiative – alles schön und gut, aber wir haben unsere Grenzen. Wir können nicht die ganze Verantwortung allein auf unsere Schultern laden.

▪️WIR SIND MÜDE.▪️

End of story.

 

Was macht uns eigentlich so verdammt müde?

Ich (in Gedanken): „So, die Wäsche in die Maschine, Müll wegbringen und die Inlineskates von der Großen nehme ich mit hoch… Ach, nein, soll ja regnen heute…“

„Huhu, Ramona.“

Ich (noch in Gedanken): „Ich muss dringend neue Gummistiefel für die Kinder besorgen…“

„Ramona, ich bin´s. Erkennst du mich?“

Ich (schaue auf): „Äh, hi. Weiß nicht so recht. Haben wir uns schon mal gesehen?“

„Ja. Ich bin eigentlich ständig bei dir. Schon immer.“

Ich (etwas unsicher): „Wer bist du?“

„Ich bin deine Müdigkeit.“

Ich (verwirrt): „Meine MÜDIGKEIT?“

„Ja. Als kleines Kind mochtest du mich nicht besonders. Du hast immer behauptet, dass es mich gar nicht gibt.“

Ich (lache und denke an meine Kinder): „Ja, Kinder sind nicht gerne müde. Jeder Tag ist so spannend, sie erleben so viel. Da fällt es schwer loszulassen.“

„Das hat sich seitdem ja nicht wirklich geändert.“

Ich (erstaunt): „Wie meinst du das? Ich hab doch nichts gegen dich.“

„Schön, dass du das sagst. Nur leider siehst du mich nicht. Du ignorierst mich sogar, egal wie laut ich werde.“

Ich (fühle mich etwas angegriffen): „Das stimmt doch gar nicht. Ok, ich könnte mal früher ins Bett gehen abends. Da ist was dran…“

„Glaubst du, dass es das ist, was ich möchte?“

Ich: „Klar. Müdigkeit ist ein Zeichen dafür, dass ich Schlaf brauche.“

„Du brauchst noch so viel mehr, Ramona. WIR brauchen so viel mehr. Ich bin nämlich auch müde. Deine Müdigkeit zu sein, ist ganz schön anstrengend.“

Ich (verwundert): „Wie meinst du das? Wovon bist DU denn müde?“

„Von vielen Todos, dem Spagat zwischen Familie, Job, Freunden, Hobbies, von durchwachten Nächten, von vielen Gefühlen, die du tagtäglich begleitest, von Corona mit all seinen Einschränkungen und ständigen Veränderungen, von deinen Sorgen als Mutter, von ungeklärten Konflikten, von dem Gefühl nicht zu genügen… Noch mehr?

Ich: „Nein, danke. Es reicht. Du machst dir Sorgen um mich.“

„Um uns beide. Du brauchst mich. Aber wenn du so weiter machst, kann ich nicht mehr…

Ich (ratlos): „Und was mache ich jetzt?“

„Heute nichts mehr, Ramona. Es ist nach 23 Uhr. Lass uns schlafen gehen, wir reden morgen weiter.“

🛌🏼 GUTE NACHT. 

 

3 Impulse, wie Du da wieder rauskommst

Donnerstag, 17:04 Uhr. Ich versuche das Abendessen zuzubereiten. Wobei eigentlich kocht es sich von selbst, denn heute gibt es Milchreis. Ein bisschen schauen, ein bisschen rühren, passt. Eine Mahlzeit, die ich als Kind selbst gern mochte und die Bauch und Seele zugleich wärmt. Genau richtig nach diesem langen und anstrengenden Tag. 

Milch ist im Topf, Herd an… Wir sind fast am Ziel. Und dann bricht plötzlich das Chaos aus: Die Kinder streiten um Spielzeug, ich versuche zu schlichten. Merke dabei, dass das eine Kind dringend eine neue Windel braucht. Ich versuche, das Windelkind zum Wickeln zu bewegen. Die kindliche Kooperationsbereitschaft hat sich irgendwo zwischen -78 und -312 eingependelt. 

Das Handy klingelt, kurze Nachricht von meinem Mann, dass er heute eine halbe Stunde später kommt. „Verdammt!“, schießt es mir durch den Kopf „nochmal 30 Minuten länger hier. Allein.“. Ich schrecke hoch von einem seltsamen Geräusch und einem verbrannten Geruch: die Milch kocht über!! Ich renne in die Küche – die Kinder streiten mittlerweile wieder – nehme den Topf vom Herd, stelle die Herdplatte aus und sinke auf den Boden.

ES. IST. GENUG. Das wird sich heut nicht mehr drehen. Wir sind ein paar Mal falsch abgebogen an diesem Tag und steuern geradewegs auf ein familiäres Inferno so.

 

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Und dann kommen mir folgende 3 Gedanken:

💗 Ich kann können, aber ich muss nicht müssen. 💗
In 11 von 10 Fällen steht mir mein eigener Anspruch im Weg. Niemand verlangt das alles von mir.

💗 Es darf anstrengend sein. 💗
Familie ist kein Sahne-Joghurt-Happy-Weekend-Ding. Immer wieder mal, aber nicht ständig.

💗 Es wird nicht immer so bleiben. 💗
Morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht läuft es dann anders.

Jeder dieser Gedanken schlägt in die gleiche Kerbe: HINSCHAUEN. ERKENNEN. ANNEHMEN. 

Manches ist nicht (sofort) veränderbar. Manches liegt nicht allein in unserer Hand. Und das ist GUT so. WIR sind GUT so (bei Zweifeln gerne hier nachlesen: Du bist (gut) GENUG. – Über fast perfekte Eltern).

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Zum Schluss noch drei Impulsfragen, die Dir helfen sollen, Deine persönliche Situation anzuschauen:

Denk an das letzte Mal als Du so richtig müde und erledigt warst und dachtest: Es ist genug!

  • Wie hat sich das angefühlt? Und wo im Körper spürst Du etwas?
  • Was wolltest Du in der konkreten Situation erreichen? Und was hat Dir dazu gefehlt?
  • Wenn Du wieder in so einer Situation bist: was kannst Du tun, um Druck rauszunehmen?

 

Da ich mich immer über Impulse und Austausch freue, würde mich interessieren, welche Erfahrungen Du bisher zu dem Thema gemacht hast. Wie gehst Du damit um?

Ich freue mich über einen Kommentar oder eine Nachricht von Dir.

Bleibt rosa.
Eure Ramona